Anmerkung des Übersetzers:

Dieser Artikel ist Teil 2 der Besprechung des Wachtturm-Studienartikels von Mai 2024, “Was wir über Jehovas künftige Urteile wissen”. Falls Sie Teil 1 verpasst haben, können Sie ihn HIER nachlesen.


In Absatz 2 des besagten Artikels schreibt die Wachtturm-Gesellschaft Folgendes:

2 Jehova gibt uns ein immer klareres Verständnis der bedeutenden Ereignisse, die vor uns liegen (Spr. 4:18; Dan. 2:28). Wir können darauf vertrauen, dass wir zu Beginn der großen Drangsal alles wissen werden, was wir wissen müssen, um in dieser schwierigen Zeit treu zu bleiben und unsere Einheit zu bewahren. Allerdings müssen wir akzeptieren, dass wir so manches einfach nicht wissen. In diesem Artikel sprechen wir zunächst darüber, warum einige Aussagen über die nahe Zukunft überdacht wurden. Dann beschäftigen wir uns damit, was wir über die Zukunft und die Handlungsweise Jehovas wissen.

Nichts könnte weiter von der Wahrheit entfernt sein. Tatsächlich hat Jehova niemandem unter den Führern der Wachtturm-Gesellschaft zu einem klareren Verständnis dessen verholfen, was uns alle bald erwartet. So verrückt das auch klingen mag, Jehova Gott hat genau das Gegenteil getan. In der Tat, lesen selbst: “Seid verblüfft und erstaunt. Werdet blind und seid verblendet. Sie sind betrunken, doch nicht vom Wein. Sie torkeln, doch nicht vom Alkohol. Denn Jehova hat einen Geist tiefen Schlafes über euch ausgegossen. Er hat eure Augen – die Propheten– verschlossen, und er hat eure Köpfe – die Visionen Seher – verhüllt. (Jesaja 29:9-10)

Fragen Sie sich selbst: Welche wichtigen Ereignisse warten bald auf Sie? Nun, in ihrem geistig berauschten Zustand zieht es die Leitende Körperschaft vor, über Themen wie die Frage zu streiten, ob Ungläubige während der Drangsal gerettet werden oder nicht. Die Leitende Körperschaft schenkt auch der Frage viel Aufmerksamkeit, wer alles von den Toten auferweckt werden wird. Dies war in der Tat das “neue Licht“, das aus der Jahresversammlung 2023 hervorging, bei der die Propheten und Visionäre der Wachtturm-Gesellschaft zusammenkamen. Sie werden zweifellos das Gefühl haben, dass sie hier eine Demonstration ihrer eigenen Demut gegeben haben, indem sie mit Autorität über Dinge sprachen, von denen sie nichts wissen. Sie hätten alles wissen müssen, was sie nicht wissen! Und die leitende Körperschaft rühmt sich derweil, dass sie keinen Grund sieht, sich zu schämen und dass sie keinen Grund sieht, sich jemals für etwas zu entschuldigen? Es wird eine Zeit kommen, in der sie es zutiefst bereuen werden, dies jemals gesagt zu haben.

Nur um das klarzustellen: Die große Drangsal ist in der Tat ein großes Ereignis, und dieses Ereignis steht derzeit noch auf der Tagesordnung für die nahe Zukunft, aber abgesehen davon gibt es überhaupt nichts, was in Bezug auf das, was die Wachtturm-Gesellschaft zu diesem Thema lehrt, “zuverlässig” ist.

Seit die Wachtturm-Gesellschaft im Jahr 1879 mit der Veröffentlichung ihrer Publikationen begann, wurde die Wiederkunft Christi von der Wachtturm-Gesellschaft stets als ein Nicht-Ereignis bezeichnet. Pastor Russell überzeugte die ursprünglichen Bibelforscher, dass eine unsichtbare Parusie oder eine “unsichtbare Wiederkunft Christi” im Jahr 1874 begonnen hätte und dass das Königreich bereits im Jahr 1878 zu herrschen begonnen hätte. Dann, um das Jahr 1930, korrigierte Richter Rutherford kurzerhand die Daten für diese weltbewegenden Ereignisse, um sie mit dem Jahr 1914 zu verbinden. So wurde das wichtigste Datum in der gesamten Menschheitsgeschichte kurzerhand von 1874 auf 1914 verschoben, und zwar ganz einfach.

Wenn wir uns also auf ihr immer schwächer werdendes Licht verlassen würden, müssten wir ihrer Meinung nach glauben, dass die Wiederkunft Christi nur eine Fußnote in der modernen theokratischen Geschichte gewesen wäre. Tatsächlich ist es so, dass die große Mehrheit der Zeugen Jehovas auf der Erde keine Ahnung hat, dass die Wachtturm-Gesellschaft lehrt, dass die Wiederkunft Jesu vor nicht weniger als 110 Jahren stattgefunden haben soll. Das liegt daran, dass der Ausdruck “Wiederkunft” im theokratischen Lexikon der Wachtturm-Gesellschaft nicht einmal vorkommt. Natürlich würde der durchschnittliche Kirchgänger dieser Welt die Behauptung, die Wiederkunft Christi hätte vor mehr als einem Jahrhundert stattgefunden, geradezu lächerlich und anmaßend finden, und damit hat er auch völlig Recht.

Seien wir hier ehrlich zu uns selbst. Bis zum heutigen Tag hat keine Wiederkunft Christi stattgefunden. In der Tat wäre dieses Ereignis nie und nimmer einfach an der Menschheit vorbeigegangen, ohne von ihr bemerkt zu werden. Wenn die Leitende Körperschaft also behauptet, Jehova helfe ihr, ein klareres Verständnis für die kommenden großen Ereignisse zu erlangen, warum erwähnt sie dann mit keinem Wort die monumentale Wiederkunft Christi? Ist die Wiederkunft Christi also selbst in ihren Augen ein so unwichtiges Ereignis?

Jesus gab uns eine Illustration. Es ging um eine Geschichte über einen Bräutigam und zehn Jungfrauen, die auf seine Ankunft warteten. Alle Jungfrauen waren eingeschlafen und wurden plötzlich aus ihrem Schlummer geweckt, als sie plötzlich mitten in der Nacht jemanden rufen hörten: Der Bräutigam ist da! Geht hinaus, ihm entgegen!”

Hier ist die Frage, die wir uns stellen sollten: Gab es einen Ruf mitten in der Nacht, der die Ankunft des Bräutigams ankündigte? Ja, zumindest nach Ansicht der Wachtturm-Gesellschaft damals. Tatsächlich verkündet die Wachtturm-Gesellschaft seit dem Jahr 1914, dass der Bräutigam gekommen ist; nun, nicht ganz, denn das Jahr 1914 wurde von der Wachtturm-Gesellschaft erst im Jahr 1930 als das Datum bezeichnet, an dem Christus gekommen sein soll, aber ich bin sicher, Sie werden verstehen, was ich meine. Aber wie ist das dann möglich? Noch im März 2015 behauptete die Wachtturm-Gesellschaft, dass die 10 Jungfrauen bereits auf das Kommen des Bräutigams während der gesamten Periode, die “die letzten Tage” genannt wird, reagieren. Dies bezieht sich also auf einen extrem langen Zeitraum. Wäre das der Fall, hätten die klugen Jungfrauen während ihrer jahrzehntelangen Wanderung durch die Nacht eine riesige Industrieanlage mit Ölfässern bauen müssen, damit sie genügend Öl vorrätig hätten, um ihre Lampen die ganze Zeit über brennen zu lassen. Doch in ihren Fall kann man nur sagen: leider! Wie unglaublich enttäuschend ist es für sie, dass sich sogar ihr unerschöpflicher Vorrat an Öl als unzureichend erwies, da sie nie zum Hochzeitsfest kamen.

Lassen wir den Sarkasmus für einen Moment beiseite: Wie könnte es wahr sein, dass der Bräutigam bereits eingetroffen ist, wenn all die zukünftigen Erben des Reiches, die in ihren Zwanzigern, Dreißigern, Vierzigern, Fünfzigern und sogar in jüngerer Zeit noch am Leben waren und die damals angeblich alle dem scheinbar ständigen Ruf “Geht hinaus und begegnet dem Bräutigam” gefolgt sind, nun fast alle an Altersschwäche gestorben sind? Das Gleichnis Jesu lässt in der Tat nicht zu, dass die Jungfrauen erst viele Jahre lang “durch die Nacht” wandern müssen, um den Weg zur Hochzeit zu finden, um dann auf dem Weg zur Hochzeit an Altersschwäche zu sterben. Könnte man aus dieser Art von lächerlicher Interpretation nicht schließen, dass dies DER Beweis dafür ist, dass die so genannte “Prophetenklasse” derzeit verwirrt und verblüfft ist, und dass sie anscheinend mit all dem gut zurechtkommt? Sie haben anscheinend das Gebot, “blind zu sein, damit sie nichts sehen“, extrem befolgt! In der Tat: Seid verblüfft  und erstaunt wegen der grenzenlosen Torheit des treuen und politisch denkenden Sklaven.

Der Grund, warum die Wachtturm-Gesellschaft gezwungen ist, solche Absurditäten zu lehren, liegt darin, dass Jesus sein Gleichnis mit den Worten einleitete: “Mit dem Königreich des Himmels ist es dann wie mit zehn Jungfrauen, die ihre Lampen nahmen und hinausgingen, dem Bräutigam entgegen. (Matthäus 25:1)

Wenn das Himmelreich den Eingeladenen bereits 1914 seine Tore geöffnet hatte, dann hätte der Ruf Der Bräutigam ist da! Geht hinaus, ihm entgegen!” in der Tat auch damals ertönen müssen. Allerdings ist es dann wiederum „leider!“ für die Wachtturm-Gesellschaft, denn die Bibelforscher hatten das Jahr 1914 als Datum für das Kommen des Bräutigams erst über 15 Jahre später akzeptiert. Das sind also über 15 Jahre, nachdem der angebliche Ruf zum Auszug ertönt sein soll… oh je… was für ein völliges Durcheinander die Wachtturm-Gesellschaft daraus gemacht hat! Betrunkene sind übrigens dafür bekannt, dass sie ein Chaos anrichten, und geistige Betrunkene sind da sicher keine Ausnahme; sie sind unvernünftig und reden zusammenhangloses Kauderwelsch. In der Tat: Jehova hat deshalb definitiv einen Geist des tiefen Schlafes über sie ausgegossen.

Da nicht zu leugnen ist, dass der Bräutigam bis heute noch nicht eingetroffen ist, stellt sich die Frage: Wer genau wird derjenige sein, der verkündet: Der Bräutigam ist da! Geht hinaus, ihm entgegen!”, wenn er endlich eintrifft? Denn das kann unmöglich die Wachtturm-Gesellschaft selbst sein. Wie könnte sie das überhaupt tun? Schließlich hat die Wachtturm-Gesellschaft jahrzehntelang fälschlicherweise verkündet, dass der Bräutigam schon längst da wäre. Vielleicht könnte jemand wie ich diese Ankündigung machen. Sicherlich spreche ich in dieser Angelegenheit mit einer gewissen Autorität und Glaubwürdigkeit, denn ich spreche inzwischen seit vielen Jahren offen über Jehovas zukünftige Gerichte im Zusammenhang mit der Wiederkunft Christi. Aber ob ich dieses Privileg erhalten werde oder nicht, muss ich ebenso wie die Leitende Körperschaft einfach zugeben, dass ich die Antwort darauf im Moment nicht kenne.

Wie dem auch sei, lassen wir uns als wache und nüchterne Menschen nicht auf das betäubende theokratische Ratespiel der Wachtturm-Gesellschaft ein und halten wir uns deshalb auch vor Augen, dass das einzige große Ereignis, das in naher Zukunft stattfinden wird, und das darüber hinaus absolut erwähnenswert ist, die Wiederkunft Christi ist, zusammen mit dem Ruf, der mitten in der Nacht ertönen wird: Der Bräutigam ist da! Geht hinaus, ihm entgegen!”

ENDE TEIL 2